Widerrufsrecht: Wer trägt die Rücksendekosten?

Aktualisiert am 19. Juli 2024 von Ömer Bekar, geprüft und gegengelesen von Rechtsanwalt Olaf Kamper

Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass es bereits reichlich ärgerlich ist, wenn ein bestelltes Produkt nicht den Vorstellungen entspricht. Sie haben sich den Artikel im Internet genau angesehen und waren von dessen Qualität überzeugt. Doch nun halten Sie diesen in den Händen und Sie beschleichen erste Zweifel. Vielleicht ist das Produkt doch nicht so gut wie Sie zunächst angenommen hatten? Sofern Sie dieses Produkt im Rahmen eines sogenannten Fernabsatzgeschäfts gekauft haben, bleibt jedoch stets die Möglichkeit für einen Widerruf. Sie können das Produkt also ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen zurückgeben. Doch auch Sie werden sich wahrscheinlich fragen, wer denn die Kosten für die Rücksendung des Produktes zu tragen hat.

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Stellen Sie sich vor, es handelt sich um ein großes und schweres Paket, wie etwa ein größeres Möbelstück. In einem solchen Fall war bereits die Anlieferung reichlich kompliziert. Und auch bei der Rücksendung sind Sie höchstwahrscheinlich auf fremde Hilfe angewiesen. Wenn das Paket also abgeholt werden muss, können für Sie im Rahmen der Rücksendung schnell stattliche Kosten anfallen. Wenn Sie also einem solchen Geschäft widersprechen wollen, sollten Sie sich auch mit den möglichen Rücksendekosten beschäftigten. Am besten schon vor dem eigentlichen Vertragsabschluss.

Wir wollen Ihnen zeigen, auf welche Details und Besonderheiten Sie achten sollten, wenn Sie bei einem Einkauf im Internet von Ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch machen wollen. Neben den Kosten müssen Sie auch weitere Punkte im Auge behalten. Sie sollten auf die geltenden Fristen achten, sowie die formalen Anforderungen an das Schreiben einhalten. Zu diesen Punkten finden Sie in unserem Artikel wichtige Hinweise und auf unserer Seite die passenden Vorlagen.

►Mustertext zur freien Verwendung: Widerruf eines Vertrages

Sollten Sie jetzt etwas Respekt vor der Herausforderung bekommen haben, einem Vertrag wirksam zu widersprechen, dann ist dies unbegründet. Zunächst ist kein spezielles Formular notwendig, Sie können Ihren Widerspruch formlos absenden. Ebenso können Sie für einen gültigen Widerruf eine Vorlage bzw. ein Muster nutzen. In einen solchen Musterbrief können Sie dann alle erforderlichen Daten und Infos eingetragen. Mit einem Musterschreiben sparen Sie nicht nur Zeit, sondern auch Mühe.

Widerruf Vertrag / Darlehen / …

Absender: (Angabe von Namen und Adresse)

Empfänger: (Angabe von Unternehmen Name und Anschrift)

Beschreibung des Vertrages (Bezeichnung, Nummer, Datum)

Hiermit trete ich vom oben beschriebenen Vertrag zurück. Dieser Vorgang ist im Rahmen des gesetzlichen Widerrufsrechts möglich. Ich erwarte eine Bestätigung in schriftlicher Form bis zum (Datum).

(Datum und Ort) (Unterschrift von Ihnen)

Wer ist bei einem Widerruf für die Rücksendekosten verantwortlich?

Um es vorwegzunehmen: Wenn Sie einem als Fernabsatzgeschäft geschlossenen Kaufvertrag widersprechen, fallen unter Umständen Kosten für die Rücksendung an. Sofern es sich nicht nur um einen Vertrag handelt, den Sie kündigen möchten, sondern Ware zurückgeschickt wird, müssen Sie zunächst die Protokosten bezahlen. Und die Chancen, dass Ihr Vertragspartner die Kosten übernimmt stehen leider nicht gut. Denn per Gesetzt ist dies seit 2014 Sache des Verbrauchers. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen, nach denen Sie suchen können. So muss Sie das Unternehmen in jedem Fall auf das Widerrufsrecht hinweisen. Dazu gehört zwingend die Informationen, dass Sie als Verbraucher im Widerrufsfall auch die Kosten der Rücksendung zu tragen haben. Sollten Ihnen auffallen, dass das Unternehmen diese Informationen nicht geliefert hat, können Sie auf die Übernahme der Kosten durch das Unternehmen pochen.

Außerdem steht es dem Unternehmen natürlich frei, die Kosten freiwillig zu übernehmen. Einige Anbieter räumen Ihren Kunden die Möglichkeit ein, Waren, die nicht dem Geschmack entsprechen, kostenlos zurückzuschicken. Auch hier sollten Sie als Verbraucher aber auf das Kleingedruckte achten und auf eventuelle Ausnahmen achten.

Tipp für Sie:

Die Kosten für die Rücksendung können Sie nur sparen, wenn es das Unternehmen unterlässt, Sie über Ihr Recht auf Widerruf und die Kostenübernahme zu übernehmen. Manche Unternehmen tragen die Kosten auch freiwillig.

Was sollten Sie bei einem Widerruf außerdem beachten?

Doch bevor Sie sich überhaupt mit der Frage beschäftigen, wer die Kosten für die Rücksenden übernimmt, müssen Sie wirksam vom Vertrag zurücktreten. Dies gelingt Ihnen recht einfach, wenn Sie einige Dinge beachten. Zunächst gilt für den Rücktritt eine Frist von mindestens 14 Tagen. Dabei reicht es aus, wenn der Widerruf innerhalb dieser Zeit abgeschickt wurde. Um eventuellen Streitigkeiten vorzubeugen, sollten Sie aber den Widerruf später auch nachweisen können. Dies gelingt am besten, wenn Sie jeden Schritt dokumentieren und den Widerruf selber per Einschreiben verschicken. Und natürlich müssen Sie auch dafür Sorge tragen, dass Ihr Widerspruch an das richtige Unternehmen geht und dort die richtige Abteilung erreicht. Wurde das Geschäft etwa mit einem Händler abschlossen, ist dieser der Adressat und nicht etwa der Hersteller. Und wenn Sie den Widerruf verfassen, sollten Sie ebenfalls möglichst sorgfältig vorgehen und keine wichtigen Inhalte vergessen.

Tipp für Sie:

Wenn Sie einem Vertrag widersprechen, sollten Sie dies im Zweifelsfall später auch nachweisen können. Achten Sie außerdem darauf, dass Sie die Frist einhalten und keine Formfehler begehen.

Was muss in einem Widerruf enthalten sein?

Sie werden schnell merken, dass das Erstellen eines Widerrufs keine große Sache ist. Auf die ganz leichte Schulter sollten Sie das Vorhaben aber auch nicht nehmen. Denn Sie müssen damit rechnen, dass Ihr Vertragspartner den Rücktritt nicht anerkennt, sollten sich darin formale Fehler befinden. Wichtig ist vor allem, dass Sie alle erforderlichen Informationen berücksichtigen. Hierzu gehören:

  • eigene persönliche Angaben wie Name usw.
  • Daten des Empfängers (Unternehmen, Anschrift)
  • Details zum Vertrag, der widerrufen werden soll
  • Widerruf deutlich und klar formulieren
  • Bitte um Bestätigung in einer angemessenen Frist
  • persönliche Unterzeichnung

Wichtig für Sie:

Ein vollständiges Schreiben mit allen erforderlichen Informationen nützt leider wenig, wenn Sie es nicht persönlich unterschreiben. Achten Sie also unbedingt auf eine Unterschrift.

Fazit: Rücksendekosten sind meistens vom Kunden zu tragen

Ein Widerruf ist nicht schwierig, allerdings sollten Sie auf die Fristen und die formalen Anforderungen achten. Sollten Kosten für die Rücksendung anfallen, sind Sie prinzipiell dafür verantwortlich. Auf eine Ausnahme können Sie nur dann hoffen, wenn das Unternehmen vergisst, Sie zu belehren oder freiwillig die Kosten übernimmt.